Siegfried Steinkogler stellte uns eine kurze Zusammenfassung seiner Diplomarbeit über Barna Kováts zur Verfügung:

 

Der Gitarrist, Komponist und Gitarrenpädagoge Barna Kováts (geb.
1920 in Budapest) zählt zu den wichtigsten Repräsentanten
zeitgenössischer Gitarrenmusik der 1960er- und 1970er Jahre. Schon
1956 finden sich in seiner Sonata Nova nicht mehr tonal deutbare
Einzelsätze. Diese Pioniertätigkeit begründet seine
musikwissenschaftliche Relevanz.

 

Der österreichische Musiker ungarischer Herkunft begründete seinen
internationalen Ruf mit innovativen Gitarrenschöpfungen und seiner
bei Editio Musica Budapest erschienenen Gitarrenschule. Nach seiner
Flucht aus Ungarn 1956 machte er Furore als Solist, wie zahlreiche
Konzerte sowie zwei Schallplattenaufnahmen in Frankreich belegen.
Erfolgreich verlief auch ein längerer Venezuela-Aufenthalt, wo er
regelmäßig Fernsehauftritte absolvierte und einen
Kompositionsauftrag für eine Filmmusik erhielt. Noch vor 1960 landete
er in Österreich, wo er sich vorerst einige Zeit in Wien aufhielt. Im
Jahr 1961 erfolgte seine Bestellung an die damalige Akademie Mozarteum
Salzburg, und es folgten äußerst produktive, von intensiver
Unterrichts- und Konzerttätigkeit geprägte Jahre. Etwa um das Jahr
1970 herum beendete Barna Kováts seine Konzertkarriere aus
persönlichen Gründen. Seine Kompositionen haben jedoch bis heute
nichts an ihrem gitarristischen Zauber eingebüßt.

Da sich Kováts Zeit seines Lebens weder Fremdeinflüssen aussetzte
noch sich von Modeströmungen beeinflussen ließ, war sein Stil stets
unverkennbar geblieben, trotz dem sich seine musikalische Sprache im
Laufe der Jahrzehnte stark verändert hat. Obwohl es in Bezug auf die
Qualität keine „unfertigen“ Jugendwerke gibt, waren seine
Erstlingswerke Sonatina 1948 und Suite Hommage à Goldoni noch von der
Harmonik der Romantik und vom Geist der ungarischen Volksmusik
beseelt. In Werken wie der Sonata Nova und den Drei Stücken für
Gitarre vollzog sich der Wandel zu einer eigenen, poetisch-abstrakten
persönlichen Tonsprache, die, losgelöst von den herkömmlichen
Formen der Tonalität, in Meisterwerken wie den Trois Mouvements und
den Minutenstücken ihren Höhepunkt fand. In diesen Kompositionen wie
in der 1974 entstandenen Nocturne Rhapsodique finden sich alle
Elemente, die Kováts´ gitarrenspezifischen Stil kennzeichnen. Oft
bilden tonale Felder das Ausgangsmaterial zu seinen Stücken, oftmals
zieht sich ein tonales Zentrum fast unmerklich durch einen ganzen
Satz, was der Musik einen Status des In-sich-Ruhens verleiht.
Schon bald machte sich sein Hang zur konzentriertesten aller
Musikformen bemerkbar – der Miniatur. Wir können bei Kováts drei
Typen von Miniaturen unterscheiden: den Miniatursatz, die Perpetuelle
und die Perfekte Miniatur. Beziehen sich die beiden erstgenannten
Formen auf eine knappe motivische Durchführungstechnik oder auf
monothematische bestimmte Stücke in durchgehender Bewegung, so meint
die Perfekte Miniatur eine musikalische Erfindung mit
größtmöglicher Aussage auf kleinstmöglichem Raum. Diese Technik
beherrschte Kováts derart meisterhaft, dass es ihm seinerzeit das Lob
von Frank Martin einbrachte („Wie ist es möglich, dass Sie in so
kurzer Zeit so viel aussagen können?“ (Brief von Frank Martin an
Barna Kováts).
In seinem letzten Gitarrenwerk Shadows erreichte die poetische
Abstrahierung unter Einbeziehung origineller Gitarreneffekte und
-techniken einen letzten Höhepunkt.

Trotz dieser günstigen Voraussetzungen und einzelner
projektorientierter Initiativen ist das Gitarrenwerk von Barna Kováts
bisher wenig bekannt geworden und so manches Werk harrt noch seiner
Entdeckung!

 

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