Bernd Holzgruber
(11.5.1939 Klagenfurt – 17.3.2022 Villach)
Bernd Holzgruber studierte Gitarre an der Wiener Akademie für Musik und darstellende Kunst bei Karl Scheit und beschäftigte sich daneben autodidaktisch mit Instrumentenbau. 1968 absolvierte er die Reifeprüfung auf einer selbstgebauten Gitarre.
Scheit betraute ihn mit der Wartung seiner Instrumente, dadurch hatte er Gelegenheit, originale Lauten (u.a von Tieffenbrucker und Alban) und hochkarätige moderne Gitarren (u.a. von Hauser, Bouchet, Fleta und Simplicio) zu studieren. Er leistete Pionierarbeit im Bau von Zupfinstrumenten für die historische Spieltechnik, die im Zuge der historischen Aufführungspraxis wiederentdeckt wurde. Seine Lauten, Theorben und Barockgitarren waren weltweit geschätzt, und Holzgruber profilierte sich auch als Restaurator.
Die Erfahrungen aus dieser Arbeit nutzte er auch für die moderne Gitarre, die bald Schwerpunkt seines Schaffens wurde. Neben traditionellen Formen baute er eine Gitarre mit gewölbtem Boden nach Art der „chitarra battente“, eines seiner erfolgreichsten Modelle. Weiters befasste er sich mit allen wichtigen Neuerungen wie Doubletop, Latticebracing und geschnitztem Boden nach der Art von Greg Smallman – aber Holzgrubers Gitarren behielten immer seine persönliche Handschrift, man konnte sie an ihrem Klang erkennen.
Bernd Holzgruber stand immer in engem Kontakt mit führenden Gitarrist*innen, versuchte auf deren Wünsche und Ideen einzugehen und von ihnen zu lernen. So zählte er u. a. Pepe Romero, Alvaro Pierri, Eliot Fisk, Konrad Ragossnig, Brigitte Zaczek, Melitta Heinzmann, Alexander Swete, Walter Würdinger, Marco Tamayo, Joaquin Clerch, Daniel Müller, Wolfgang Praxmarer, Michael Buchrainer, Gunter Schneider/Barbara Romen, Haimo Wisser, Erika Pircher, Julia Malischnig, Caterina Lichtenberg und Al Di Meola zu seiner Kundschaft.
Sein Sohn Bernd, der durch einen Schiunfall seit seiner Jugend an den Rollstuhl gefesselt ist, arbeitete in der Werkstätte des Vaters und baute selbständig sowohl klassische Gitarren als auch E-Gitarren nach prominenten Vorbildern. Wie er sein Handicap meistert sucht seinesgleichen: Selbst als die rechte Schulter durch die Überbelastung ausfiel, arbeitete er mit nur einem Arm weiter an seinen Les Paul-Gitarren. Für den Vater aber bedeutete diese Einschränkung eine Wende: Bernd Holzgruber, der gerne mit seinen Instrumenten zu den großen Gitarrenveranstaltungen gereist war, verließ das Haus nur mehr für Stunden und begann, nachdem er das Gewerbe bereits abgemeldet hatte, wieder mit dem Gitarrenbau, um Geld für die kostpieligen Therapien und Operationen aufzutreiben. Für ihn selbst war die Werkstätte Therapie, wo er die Sorgen kurzfristig vergessen und und dem Traum der perfekten Gitarre nachhängen konnte. So entstanden in seinen letzten Lebensjahren einige Meisterwerke. Sie werden weiterklingen und die Erinnerung an ihn wachhalten, aber den Menschen Bernd Holzgruber, seine Großzügigkeit und seinen Humor, werden wir vermissen.