Kennen Sie diese Dame? Eine Lautenistin auf dem Titelblatt eines österreichischen Fernsehmagazins vom 16. November 1957 !? Nun, obwohl die Dame eigentlich nicht wirklich Laute spielen kann, ist sie für die klassische Gitarre in Österreich von großer Bedeutung. Sie hieß damals Luise Schreiber und wurde am 3. August 80 Jahre alt. Ihr späterer Ehemann spielte die Hauptrolle in einer Nachmittagsserie im Österreichischen Fernsehen. Und in der österreichischen Gitarrenszene.
Auf dem nebenstehenden Konzertprogramm vom 25. März 1953 – einem bemerkenswerten Dokument zur Pflege der Alten Musik in Wien – finden wir die Namen der Sängerin und des Lautenisten neben illustren Namen wie Eduard Melkus, Edith Steinbauer und Gustav Leonhardt.
Luise Schreiber, selbst eine sehr kompetente und hochgeschätzte Gesangslehrerin an der Wiener Musikhochschule, wurde 1960 die Ehefrau von Karl Scheit. Sie nahm an seinen vielfältigen Aktivitäten regen Anteil – kommentierte, korrigierte und schrieb Noten. Auch nach seinem Tode im Jahre 1993 hält sie noch Kontakt mit den Gitarristen aus seinem Umfeld, stellte Studenten Instrumente zur Verfügung und sponserte den nach Karl Scheit benannten großen Gitarre-Wettbewerb in Wien. Der Wiener Musikuniversität überließ Luise Scheit den größten Teil seiner umfangreichen Sammlung von Noten, Tabulaturen, Mikrofilmen, Tonträgern, Büchern, Zeitschriften und vielerlei Dokumenten und schuf damit eine erstklassige Fachbibliothek für Lehrende und Studenten – das Scheit-Archiv. Luise Scheit hat auch unser Projekt Digitales Gitarre-Archiv unterstützt, wofür wir ganz herzlich danken!
Das Bild von Luise Schreiber mit der Laute entstand im Zuge von Radioaufnahmen von Karl Scheit, das nebenstehende bei der Fernsehserie Gitarre für alle, in der Karl Scheit bis 1966 Gitarrenunterricht in alle mit TV-Geräten ausgestatteten österreichischen Haushalte lieferte.